Übrigens bemühte sich auch Bolyais Vater Farkas (oder Wolfgang) Bolyai, ein enger Freund des großen Gauß, intensiv um den Beweis von Euklids fünftem Postulat. In einem Brief an seinen Sohn Janos versuchte er, ihn vom Brüten über solche Dinge abzubringen:

Du darfst die Parallelen auf jenem Wege nicht versuchen; ich kenne diesen Weg bis an sein Ende - auch ich habe diese bodenlose Nacht durchmessen, jedes Licht, jede Freude meines Lebens sind in mir ausgelöscht worden - ich beschwöre Dich bei Gott, laß die Lehre von den Parallelen in Frieden ... Ich hatte mir vorgenommen, mich für die Wahrheit aufzuopfern; ich wäre bereit gewesen, zum Märtyrer zu werden, damit ich nur die Geometrie von diesem Makel gereinigt dem menschlichen Geschlecht übergeben könnte. Schauderhafte, riesige Arbeiten habe ich vollbracht, habe bei weitem besseres geleistet als bisher geleistet wurde, aber keine vollkommene Befriedigung habe ich je gefunden; hier aber galt es: si paullum a summo discessit, vergit ad imum. Ich bin zurückgekehrt, weil ich durchschaut habe, daß man den Boden dieser Nacht von der Erde aus nicht erreichen kann, ohne Trost, mich selbst und das ganze menschliche Geschlecht bedauernd ... Es kommt mir vor, ich habe auch diese Gegenden betreten, ich sei an allen Klippen dieses höllischen Toten Meers vorbeigefahren und von überall kehrte ich mit zerschelltem Mastbaum und zerfetzten Segeln zurück, und von da an datiere ich die Verderbnis meines Humors und meinen Fall. Unbesonnen setzte ich mein Leben und mein Glück hierauf - aut Caesar aut nihil).


Internetquelle dieses Briefes

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