Über Gottes Liebe

Heute war in unserer Kirche wieder Gottesdienst für Jung und Alt, der einmal im Monat stattfindet. Ganz vorne, vor dem Altarraum, saßen am Boden auf Polstern Kinder, mit denen zusammen wir Erwachsenen ein Lied sangen, das oft im Kindergottesdienst gesungen wird:

"Gottes große Liebe ... in Jesus sehn wir sie. Er hat uns so reich gemacht, mit Gutem überschüttet. Alle, die ihm vertraun, werden Gottes Kinder sein."

Manch einer wird sich vielleicht dabei gedacht haben: Wo ist sie denn, die Liebe Gottes? Über sie wird ja so viel in den Predigten geredet und auch in den anderen Gottesdiensten gesungen: gibt es sie wirklich, oder ist sie nur ein frommer Gedanke, eine Illusion?

Warum gibt es so viel Leid und Schmerz, so viel Ungerechtigkeit in der Welt? Warum gibt es Kriege und Katastrophen, durch die Hunderttausende, ja Millionen zugrunde gehen? Wo spiegelt sich da die Liebe Gottes zu uns Menschen wider?

Antworten auf diese Fragen enthält die Bibel. In Joh.3,16 heißt es:

"Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben."

Diese Stelle macht deutlich, dass sich Gottes Liebe nicht primär auf unser irdisches Leben bezieht, sondern auf das ewige.

In unserem irdischen Leben wird es immer, ja muss es Leiden und Schmerz geben; dies geht aus vielen anderen Stellen der Bibel hervor. So lesen wir zum Beispiel im Markus-Evangelium,

Markus 13,7: "Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Kriegsgeschrei, so fürchtet euch nicht. Es muss so geschehen. Aber das Ende ist noch nicht da. 8 Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere. Es werden Erdbeben geschehen hier und dort, es werden Hungersnöte sein....",

Lukas ergänzt (Lk 21,11): ".. und Seuchen ..."

Und im 2. Timotheusbrief (2Tim3,1-7) lesen wir:

"1Das sollst du aber wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden. 2Denn die Menschen werden viel von sich halten, geldgierig sein, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, 3lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, zuchtlos, wild, dem Guten feind, 4Verräter, unbedacht, aufgeblasen. Sie lieben die Wollust mehr als Gott; … 6Zu ihnen gehören auch die, … 7die immer auf neue Lehren aus sind und nie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können."

Dass diese Dinge geschehen müssen, hängt zum größten Teil mit unseren angeborenen menschlichen Schwächen, falschen Vorbildern und schlechter Erziehung zusammen, durch die sie immer wieder erneuert und von einer Generation zur anderen weitergereicht werden. Selbst die Seuchen sind davon nicht ausgenommen. Eine der heutzutage gefürchtetsten, die einen ganzen Kontinent zu erfassen und zu entvölkern droht, beruht auf einer falschen, unnatürlichen Verhaltensweise, die in der Bibel scharf verurteilt wird.1) Eine Ausnahme scheinen die Erdbeben zu bilden. Ihnen liegt keine menschliche Schwäche zugrunde; doch als die obigen biblischen Texte verfasst wurden, kannte man die physikalischen Ursachen dieser zerstörerischen Naturerscheinung noch nicht und schrieb sie dem Zorn Gottes zu.

Ja, Er kann auch zornig werden, der "liebe" Gott! Und wie! Hat er nicht bei der Sintflut fast das ganze Menschengeschlecht ausgerottet? Ließ er nicht ganze Städte wie Sodom und Gomorrha in Schutt und Asche sinken und ihre Einwohner dabei umkommen?

Dieser Zorn Gottes wird oftmals nicht miterwähnt bei dem, wie mir scheint, manchmal recht süßlichen Gerede über ihn.

Härte zeigt Er und Liebe!

Dabei ist es nicht so, dass er uns nur bedroht und darauf aus ist, unser irdisches Leben möglichst schwer zu machen, uns jegliche materielle Sicherheit, jede Freude zu nehmen. Er hat viele, sehr viele Menschen, wie es in dem oben genannten Lied heißt, reich beschenkt.

Er gab uns Seine Zehn Gebote, die uns helfen sollen, einträchtig und friedvoll miteinander zu leben und von Menschen verursachtes Leid und Unglück nach Möglichkeit zu vermeiden. Nach Seinem Willen sollen wir nicht lügen, stehlen, nicht neidisch sein, nicht den Wunsch haben, andere Menschen zu töten. Wir sollen uns Gottes Autorität anvertrauen und nicht nach fremden, selbstgemachten Ideen und Idolen leben, die uns von Ihm entfernen.

Er gab uns nicht nur die Gebote, sondern die gesamte Heilige Schrift, in der viel über die Liebe zwischen den Menschen steht (z. B. in 1.Kor.13), in denen wir weiter ermahnt werden zur Rücksicht auf andere, insbesondere Schwache und zur Hilfsbereitschaft ihnen gegenüber. Nach der Bibel, d. h. nach Gottes Wort, sollen wir nicht hochmütig, stolz, eitel sein, nicht geizig, habgierig usw.

In diesen Geboten, Warnungen und Hinweisen drückt sich auch die Liebe Gottes aus, denn wenn wir uns wirklich anstrengten, um danach zu leben, sähe vieles ganz anders aus in der Welt!

Reich beschenkt hat er auch mich selbst. Er gab mir das Leben, gute fürsorgliche Eltern, eine liebevolle Frau und uns beiden ebenso liebevolle, glückliche Kinder. Von Gott stammen meine Begabungen, die Freude am Nachdenken (auch über Ihn), an der Natur, an der Musik und manchem mehr. Er führte mich in eine der drei christlichen Gemeinden in unserem Ort, in der ich vielen Menschen begegnete, die alle, wie ich, an Gott und Jesus Christus glauben. Sie und ich sind, wie es in dem Lied heißt, Gottes Kinder und somit untereinander Geschwister in Ihm.

Gott hat mich im Laufe der Zeit milder, geduldiger gemacht, stärker bereit, anderen zuzuhören und fremde Meinungen zu respektieren. Er hat mir Gelegenheit zu tätiger Liebe gegeben, die, von mir unbeabsichtigt, auf mich zurückstrahlt. Gott schenkte mir bisher Gesundheit, für die ich ihm, wie für all' das andere, sehr dankbar bin, und wenn es eines Tages nicht mehr so sein sollte, werde ich nicht verzweifeln, sondern daran denken, wie er mich den allergrößten Teil meines Lebens geschützt und mir Gutes getan hat.

So fühle ich mich und meine Familie durch Ihn gesegnet, weiß aber (und denke täglich daran), dass es anderen schlechter gehen kann, insbesondere auch in gesundheitlicher Hinsicht. Für sie bete ich, ebenso für den Frieden in der Welt, für ein Ende von Verfolgungen, ein Ende der Unterdrückung von Frauen und ethnischen Minderheiten. Ich hoffe auf ein Ende der Ausbeutung von Kindern als billige Arbeitskräfte und für Zwecke, die nach der Bibel und nach meinem Empfinden absolut verwerflich sind.

Auf Gott vertraue ich und wünsche kaum etwas sehnlicher, als dass noch mehr Menschen Seine väterliche Liebe erkennen mögen, damit sich schließlich alles nach Seinem Willen zum Besseren kehrt.

Und ich glaube an das Ewige Leben, den höchsten Ausdruck der Liebe Gottes, von der in dem obigen Lied gesungen wird.

Nachtrag: Jemand, dem es (im Gegensatz zu mir) nicht gut geht, hält hier trotzdem an Gottes Liebe fest, die er durch miterlebtes Leid hindurch spürt. So zu denken, ist schwer und setzt einen entsprechenden Willen, einen Entschluss voraus. Selbst bin ich dazu nicht imstande, denke aber weiter über diese Sichtweise nach.

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1) Nachtrag 2020: damit meine ich nicht "Corona".

Über den Lieben Gott

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