Im Internet stieß ich auf den Blog eines Atheisten. Er ist optisch gut gelungen, weniger hingegen sprachlich. Öfters fehlen Kommas, die zum besseren Verständnis beim Lesen nützlich wären, und der Verfasser schreckt nicht vor vulgären Ausdrücken zurück.
Er ist sehr fleißig und kennt die Bibel. Aus ihr sucht er sich bestimmte Stellen heraus und kommentiert sie böse und gehässig. Ganze Bereiche, die Gläubigen Hoffnung, Trost und Anlaß zu Bewunderung und Dankbarkeit geben, werden ausgeblendet. So ist der Blog sehr einseitig.
Ich fragte mich, warum der Autor sich so viel Mühe macht. Wenn er nicht an Gott glaubt, würden ein paar entsprechende Bemerkungen genügen. Wie viele Atheisten könnte auch er sich auf die menschliche Vernunft und auf die Wissenschaft berufen, doch das allein tut er nicht. Er geht weiter, will herabsetzen und zerstören.
Dabei vermute ich bei ihm einen verborgenen Minderwertigkeits- und Neidkomplex: diejenigen, deren Glauben er angreift, haben etwas, das er nicht hat. Es gibt ihnen Perspektiven und Halt, auch in schwierigen Situationen, dazu das Gefühl von Geborgenheit sowie innere Gelassenheit und Freiheit.
Wenn man das von Gott stammende Geschenk des Glaubens nicht annimmt oder annehmen kann, muß man es abwerten – dies scheint der Blogger zu denken.1
Ein wenig ähnelt sein Verhalten der hübschen Tierfabel vom Fuchs und den Weintrauben: Diese hängen ihm zu hoch, und während er nach mehreren vergeblichen Versuchen, sie doch noch zu erreichen, davonschleicht, sagt er: "Die sind ja viel zu sauer".
Kommt Neid hinzu, dann erinnert mich das an eine Geschichte, die ich kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hörte:
Ein Bauer nutzte die sich bietenden neuen wirtschaftlichen Möglichkeiten, kaufte einen Traktor und Landmaschinen. Mit ihnen fing sein Betrieb an zu florieren. Träge gebliebene Nachbarn mißgönnten ihm das. Sie sabotierten den Traktor und die Maschinen, hielten dadurch den Bauern bei der Arbeit auf und schädigten ihn finanziell. Sie wollten nicht, daß er es besser hatte als sie selbst.
Einer der ältesten Fälle von Neid und dessen Folgen wird in der Bibel berichtet: die Ermordung Abels durch seinen Bruder Kain.
Was ergibt sich aus alledem für mich? Ich soll, wie es uns Jesus aufträgt, den Blogger lieben, und das versuche ich.2 Ich empfinde keinen Ärger ihm gegenüber und verurteile ihn nicht. Wie sich sein weiteres Leben gestaltet und was danach aus ihm wird – darüber entscheidet und richtet Gott.
1Wer er ist, bleibt unklar; es gibt kein Impressum.
2Deshalb nenne ich auch nicht die Internetadresse des Blogs. Es ist nicht meine Absicht, jemanden bloßzustellen. Meine Vermutung, daß bei Angriffen auf den Glauben Minderwertigkeitskomplexe und Neid eine Rolle spielen können, gilt ganz allgemein und ist nicht auf eine bestimmte Person beschränkt.
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