Über Kettenprodukte und p

Kettenbrüche sind durch Klammern, Plus- (evtl. auch Minus)zeichen verkettete Quotienten:

x=a/(b+c/(d+e/(f+g/(h+…)))),

weshalb man sie auch als Kettenquotienten bezeichnen könnte.

Werden darin die Bruchstriche durch Malpunkte ersetzt:

y=a⋅(b+c⋅(d+e⋅(f+g⋅(h+…)))),

nenne ich das ein Kettenprodukt.1

Solche Darstellungen sind weniger bekannt und gebräuchlich als die Kettenbrüche. Verwendet werden sie z. B. bei der angenäherten Berechnung von π :





Beide werden in dem Buch [1] erwähnt. (1) sei, so heißt es dort, "ohne große Mühe" mit Hilfe der Euler-Transformation aus der Leibnizreihe entstanden, was ich selber nicht versucht habe; die Herleitung von (2) kenne ich nicht.

Ein weiteres Beispiel ist:


Dieses Kettenprodukt, das in einschlägigen Büchern und im Internet anscheinend nirgends erwähnt wird (für entgegengesetzte Hinweise wäre ich dankbar), läßt sich leicht aus der arcsin x-Reihe für x=1/2 gewinnen, während die Leibnizreihe bekanntlich auf der Arkustangensreihe beruht.

Es gilt

Daraus folgt


woraus sich (3) ergibt.

Ursprünglich hatte ich vor, für das Kettenprodukt (1), weil es sehr einfach aussieht, ein Programm für 1000 Nachkommastellen von π zu schreiben. Bei der Frage, wie viele Glieder dazu benötigt werden, fand ich im Internet [2] dies:


Eine Begründung hierfür wird nicht gegeben, doch ist zu vermuten, daß die Angabe für k (anders geschrieben: k=n/lg2) auf einer denkbaren Abschätzung beruht, bei der davon Gebrauch gemacht wird, daß die Faktoren 1/3, 2/5, 3/7, 4/9, ... vor den Klammern gegen 1/2 streben. Für n=1000 ergibt sich, daß bei Verwendung von (1)  3322 Klammern zu berücksichtigen sind.

Günstiger in dieser Hinsicht ist (3). Dort streben die Faktoren vor den Klammern gegen 1/4. Das führt dazu, daß bei diesem Kettenprodukt für n=1000 Stellen von π nur 1000/lg4=1661 Klammern berücksichtigt werden müssen; das ist die Hälfte der bei (1) erforderlichen. Obwohl die Einzelschritte bei (3) aufwendiger sind als bei (1), ergibt sich trotzdem bei (3) ein Zeitvorteil. Deshalb schrieb ich ein Programm, damals noch in Pascal, nicht für (1), sondern für (3). Es lieferte bei 500 MHz Taktfrequenz meines alten Computers 1000 Dezimalen von π in einer Sekunde. (Bei dem Programm wurden das schriftliche Multiplizieren und Dividieren nachgeahmt.)

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1 Dieses Wort wird hier für Produkte verwendet, die außer dem Malpunkt kein anderes Verknüpfungszeichen enthalten und dem Wallis-Produkt ähneln.
[1] Arndt, Haenel: p, (1) auf S. 78, (2) auf S. 219 (Gosper). - Anmerkung: (1) wird in dem Buch in Zusammenhang mit dem sogenannten "Tröpfelalgorithmus" (engl. spigot algorithm) genannt, der dort ausführlich beschrieben wird und an verschiedenen Stellen im Internet zu finden ist. Rezensiert wurde das Pi-Buch auf dem Matheplanetenhier.
[2] http://www.jjj.de/hfloat/spigot.txt

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