Zwei Diktaturen und ihre Opfer   (aus: www.helmutcaspar.de/aktuelles23/museen23)

Welche Verbrechen in der Lindenstraße 54 geschahen, ist auch heute vielen Potsdamern nicht bekannt







Dass hinter den Mauern des barocken Stadtpalais in der Potsdamer Lindenstraße 54/55 (ehemals Otto-Nuschke-Straße 54/55), das wegen seiner militärischen Nutzung im 18.Jahrhundert auch Kommandantenhaus genannt wurde, Menschen gefangen waren und gequält wurden, dürften in DDR-Zeiten die wenigsten Potsdamer gewusst haben. Die Gedenkstätte gibt den Opfern der Naziherrschaft und der SED-Diktatur Gesicht und Stimme. Im Giebelbereich kann man die vergoldete Inschrift „Königshuld und Bürgersinn dem Stadtgerichte“ lesen. In der Brandenburger Straße weist diese leicht beschädigte Bodenplatte den Weg zur Gedenkstätte in der Lindenstraße.



Der Gedenkstätte Lindenstraße 54/55 ist großer Zuspruch durch die Potsdamer und Gäste aus aller Welt zu wünschen, um das Bewusstsein für die Opfer der politischen Gewalt im 20. Jahrhundert und die Verbrechen der Täter vor und nach 1945 zu schärfen und die Notwendigkeit zu betonen, sich gegen jede Form von Unterdrückung und Ausgrenzung zur Wehr zu setzen.



Das Gefängnis in der Lindenstraße 54 stammt noch aus preußischer Zeit, kaum einem der Schergen aus den Zeiten des KGB und MfS, hier deren mit einem Schwert garnierten Embleme, ist etwas geschehen. Nach dem Ende der SED-Herrschaft gab es immer wieder Versuche, die hinter den hohen Mauern begangenen Verbrechen zu rechtfertigen.



Der Bildhauer Wieland Förster erinnert mit dieser Skulptur im Hof des Gefängnisses an die Opfer zweier Diktaturen. Wer das ehemalige Gefängnis besucht, lernt eine zum Glück überwundene Welt der Unterdrückung, Ausgrenzung und Willkür kennen. Im Hof gibt es Zellen ohne Dächer, in denen Häftlinge isoliert waren und unter ständiger Beobachtung standen.



Die Staatssicherheit fühlte sich als Schild und Schwert der Partei, also der SED, und führte wie der sowjetische Geheimdienst KGB ein Schwert in ihrem Wappen. In Ausstellungen werden unter anderem auch Handschellen gezeigt, mit denen Kriminelle und „Politische“ abgeführt wurden.



Absolventen der Juristischen Hochschule in Eiche bei Potsdam stilisieren sich in einer Abschlusszeitung als „vier Musketiere“ und zeigen, was aus einem beim Geheimdienst ausgebrüteten Ei kriecht. Zu sehen sind Hinterlassenschaften der „Stasi-Krake“ in dem zur Gedenkstätte umgewandelten Mielke-Ministerium an der Ruschestraße in Berlin-Lichtenberg.



Die Staatssicherheit unternahm alles und scheute weder Kosten noch Mühen, um zu erkunden, wer von den DDR-Bewohnern als loyal zu betrachten ist und wer in die Schubladen „Feindlich-negative Person“ gehört. Im ehemaligen Amtssitz von Minister Erich Mielke an der Ruschestraße in Berlin-Lichtenberg sind Geräte zum Abhören, zur heimlichen Fotografie, zur Dokumentation von Briefen, die bei der Postkontrolle abgefangen wurden, und andere Hilfsmittel ausgestellt. (Fotos: Caspar)

Als im Herbst 1989 das SED-Regime ins Schlingern kam und die Parteiführung verstummt war, ging die Staatssicherheit emsig ihren Geschäften nach, um so genannte feindlich-negative Personen dingfest zu machen und einzusperren. Davon, dass sich die Welt nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs in Ungarn und der sich anschließenden Massenflucht nach Österreich sowie der Botschaftsbesetzungen in Warschau und Prag verändert und sich die Lage im Inneren der DDR angesichts von Montagsdemonstrationen und Friedensgebeten zuspitzt, erfuhren die Insassen des Stasi-Gefängnisses in der Potsdamer Lindenstraße 54 kein Sterbenswörtchen. Um Meutereien und Ausbruchsversuche zu verhindern, wurden sie hier wie auch in anderen DDR-Gefängnissen im Unklaren gelassen. Sie erfuhren nicht, dass am 18. Oktober 1989 SED- und Staatschef Erich Honecker abdanken und das Feld seinem „Kronprinzen“ Egon Krenz überlassen musste. Sie sahen auch nicht am 4. November 1989 die Fernsehbilder von der größten freien Demonstration auf dem Alexanderplatz, auf der den Politbürokraten tausendfach „Abtreten“ zugerufen wurde. Schon gar nicht erfuhren sie, dass in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 die Berliner Mauer und die innerdeutsche Grenze gefallen waren. Beim Rundgang durch die Ausstellung sagte mir vor längerer Zeit ein Mann, der hier wegen versuchter Republikflucht einsaß, dass er vom Ende des SED-Regimes erst Anfang Dezember 1989 erfuhr und sich, endlich frei gekommen, in seiner Stammkneipe blamierte, weil er sich wunderte, dass da „Westzigaretten en masse“ geraucht werden und seine Kumpels neue Jeans-Klamotten tragen. „So blöd kann keiner fragen“, habe einer von denen gesagt, um dann ganz still zu werden, als der den Grund der Unwissenheit erfuhr.

Dunkle Kapitel deutscher Geschichte

Dass es mitten in Potsdam ein berüchtigtes Stasi-Gefängnis gab, wussten damals die wenigsten Bewohner der Havelstadt. „Das Haus Lindenstraße 54 erinnert an dunkle Kapitel in der deutschen Geschichte und deren Verknüpfung mit diktatorischen Staats- und Sicherheitsapparaten dieses Jahrhunderts“, heißt es auf einer Gedenktafel. Sie weist darauf hin, dass 1995 im Hof die von dem Bildhauer Wieland Förster geschaffene Skulptur „zum Gedenken an alle Opfer politischer Gewalt“ aufgestellt wurde. Beim Rundgang durch das 1737 erbaute Haus mit roter Ziegelsteinfassade, wie man sie ähnlich im Holländischen Viertel ein paar hundert Meter weiter findet, repräsentiert im Guten wie im Bösen wichtige Etappen deutscher, preußischer und Potsdamer Geschichte. 1809 tagte hier die erste frei gewählte Stadtverordnetenversammlung, ab 1820 diente der Bau als Stadtgericht und Gefängnis. Schon damals hat man „Politische“ eingelocht, so genannte Demagogen und Demokraten, gegen die „nur Soldaten“ helfen, wie es in einem in der 1848-er Revolution gesungenen Spottlied heißt.

Während der NS-Diktatur waren in dem Barockpalais Widerstandskämpfer inhaftiert, der Potsdamer Volksgerichtshof verurteilte den bekannten Sportler Werner Seelenbinder und andere Oppositionelle zum Tode. Ihre Hinrichtung fand im Zuchthaus Brandenburg statt. In dem Gebäude verurteilten vom März 1934 bis November 1944 NS-Funktionäre mehr als 4000 Menschen zur Zwangssterilisation. Die betroffenen Menschen unterlagen dem rassistischen Terror der Nazis, weil sie nicht in deren Menschenbild passten. Die hier verhandelten Verfahren waren ein Eingriff in die Würde und Autonomie der Opfer, berichtet eine im März 2009 an der Hausfassade angebrachte Tafel. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) macht darauf aufmerksam, dass die Opfer dieser unmenschlichen Praktiken Jahrzehnte ausgegrenzt und erst 2007 rehabilitiert wurden.

Mitten in Potsdam war das Haus Lindenstraße 54/55 ein berüchtigtes Stasi-Gefängnis, in dem Menschen inhaftiert waren, die für Freiheit, Demokratie und nationale Einheit eintraten, bei so genannter Republikflucht gefasst wurden oder sich wegen ihrer Forderung nach „demokratischem Sozialismus“ verdächtig machten, wissen viele Bewohner der brandenburgischen Landeshauptstadt nicht. Die zum Potsdam-Museum gehörende Gedenkstätte in der Lindenstraße 54 ist laut Gedenktafel den „Opfern politischer Gewalt im 20. Jahrhunderts“ gewidmet, womit die Leiden und das Sterben von Menschen in den beiden deutschen Diktaturen, der Nazi-Herrschaft und der SED-Herrschaft, gemeint sind. Eine in den Boden vor dem Haus eingelassene Schriftenleiste zitiert den früheren Häftling Horst Schüler mit diesen Worten: „Ich finde es wichtig, dass sie erfahren, was mit uns geschah, damit sie wissen können, dass die Freiheit, in der sie leben, nicht selbstverständlich ist“.

Kontinuität von Willkür und Unterdrückung

Die bedrückende Kontinuität von Willkür, Unterdrückung, Freiheitsberaubung und Mord an diesem Ort und die persönlichen Schicksale der Betroffenen sind Themen der Führungen und Veranstaltungen in der Gedenkstätte. Das 1737 als Stadtpalais erbaute Haus repräsentiert wichtige Etappen deutscher, preußischer und Potsdamer Geschichte. 1809 war das Gebäude Tagungsort der ersten frei gewählten Stadtverordnetenversammlung und diente ab 1820 als Stadtgericht und Gefängnis. Während der NS-Diktatur waren hier Widerstandskämpfer inhaftiert, der Potsdamer Volksgerichtshof verurteilte den bekannten Sportler Werner Seelenbinder und andere Oppositionelle zum Tode. Am Eingang zur Gedenkstätte erinnert eine Tafel daran, dass in diesem Gebäude vom März 1934 bis November 1944 das so genannte Erbgesundheitsgericht Potsdam zusammen trat und mehr als 4000 Menschen zur Zwangssterilisation verurteilte. „Die ,Erbgesundheitsgerichte’ entstanden zur Durchsetzung des ,Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses’. Sie waren ein Instrument des rassistischen Terrors, der sich gegen Menschen richtete, die nicht in das NS-Menschenbild passten. Die hier verhandelten Verfahren zur Zwangssterilisierung waren ein Eingriff in die Würde und Autonomie der Opfer“.

Vom Bombenangriff am 14. April 1945 verschont, war das zum Stadtgericht umfunktionierte Haus von 1945 bis 1952 Gefängnis des sowjetischen Geheimdienstes KGB. Ein hier tagendes Militärtribunal verurteilte wirkliche oder nur vermeintliche Naziverbrecher zu langjährigen Haftstrafen oder zum Tod. Von 1952 bis 1989 wurden politische Häftlinge des DDR-Staatssicherheitsdienstes in der Lindenstraße 54 inhaftiert. Das ehemalige Palais mit der roten Klinkerfassade dient als Mahnmal und Gedenkstätte gegen politische Gewalt. Im Auftrag der Stadt sammelt und sichert das Potsdam-Museum historische Spuren und veranstaltet Besichtigungen. Unterstützt wird die Gedenkstättenarbeit von der „Fördergemeinschaft Lindenstraße 54“, die sich im Februar 1995 als politischer, parteiunabhängiger Verein gegründet hat, um am Beispiel der Geschichte des Hauses Lindenstraße 54 an die Unterdrückung von Menschen durch Menschen zu erinnern. Die Fördergemeinschaft bietet jenen Opfern ein Forum, die unter politischer Verfolgung leiden mussten, und informiert durch Vorträge, Gesprächsrunden und weitere Aktionen über die Opfer und die Täter.

Durchsichtige Rechtfertigungsversuche

Seit Februar 2007 gibt es im „Lindenhotel“, wie das ehemalige Gerichtsgebäude und Gefängnis manchmal etwas spöttisch genannt wird, eine ständige Ausstellung über die Geschichte dieses Ortes. Sie wurde vom Potsdam-Museum und dem Zentrum für Zeithistorische Forschung gemeinsam erarbeitet. Eine 1991 von Thomas Wernicke verfasste und auch heute vor Ort erhältliche Broschüre „Staats-Sicherheit. Ein Haus in Potsdam“ enthält Berichte von ehemaligen, als Staatsfeinde abgestempelten Häftlingen, die hier wegen Demonstrationen gegen das SED-Regime oder versuchter Republikflucht einsaßen. Interesse verdient auch der hier abgedruckte, ziemlich durchsichtige Rechtfertigungsversuch von 1990 eines für die Untersuchungsorgane der Staatssicherheit tätig gewesenen Diplomjuristen namens L., der der Bürgerbewegung Intoleranz und Militanz vorwirft und die von Opfern des SED-Regimes betriebene Aufklärung als „Züchtung einer regelrechten frühmittelalterlichen Pogromstimmung“ bezeichnet. Der Bürgerbewegung erscheine keine noch so primitive Lüge als ungeeignet, das MfS in der Öffentlichkeit zu diskreditieren und seine Mitarbeiter zu kriminalisieren. „Es bleibt Ihnen offensichtlich in Ermangelung von Sachaussagen zu Problemen, die die Menschen tatsächlich bewegen, wie Arbeitslosigkeit, Existenzangst u. a. a. m. nichts weiter übrig, als an der weiteren Entwicklung der Pogromstimmung mitzuwirken. Sie dürfen nicht ernsthaft erwarten, dass Mitarbeiter des ehemaligen MfS gemeinsam mit Ihnen auch noch daran mitzuwirken unter dem Deckmantel einer sogenannten Geschichtsaufarbeitung. Wenn sie an Informationen über die Arbeitsweise der Untersuchungsabteilung des MfS interessiert sind, empfehle ich Ihnen das Studium der Strafprozessordnung, der Strafgesetzbuches und der Untersuchungshaftvollzugsordnung der DDR. Dort finden Sie zu diesen Problemen erschöpfende Antworten. […] Ferner möchte ich Ihnen vorab mitteilen, dass ich die Ergebnisse Ihrer ,Geschichtsaufarbeitung' – sofern sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird - sehr genau dahingehend untersuchen werde, inwieweit sie in strafbarer Weise in geschützte Persönlichkeitsrechte eingreifen und werde als Jurist durchaus in der Lage sein, auf dem Rechtswege entsprechend zu reagieren.“

Informationen über das ehemalige Potsdamer Stadtgefängnis und seine neuere Geschichte sowie über ähnliche Haftanstalten quer durch das Land enthält die Dokumentation „Orte des Erinnerns – Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ (Sowjetische Besatzungszone) und DDR“. Das 2004 von Anette Kaminsky herausgegebene Buch listet, nach Bundesländern gegliedert, Erinnerungsstätten an die deutsche Teilung sowie Einrichtungen des sowjetischen und des DDR-Geheimdienstes auf und schildert die Leidensgeschichte derer, die nach 1945 in ehemaligen Konzentrationslagern, aber auch in Gefängnissen, Zuchthäusern und an anderen Orten inhaftiert waren und zu Tode kamen. Erst nach der Wiedervereinigung war es möglich, dieses in der DDR zum Tabu erklärte Geschichtskapitel aufzuarbeiten und auch an markanten Orten des Volksaufstands vom 17. Juni 1953 oder an Stellen Gedenksteine aufzurichten, wo Flüchtlinge unter dem Kugelhagel von DDR-Grenzern ums Leben kamen.

Gefängnisse des sowjetischen Geheimdienstes

In Potsdam gab es mehrere Gefängnisse des sowjetischen Geheimdienstes KGB. Einer dieser Gedenkorte liegt in der Nauener Vorstadt nicht weit vom Neuen Garten und hat die Adresse Leistikowstraße 1. Hier wohnten einige Personen, die am Attentatsversuch gegen Hitler am 20. Juli 1944 teilgenommen hatten und dies mit ihrem Leben bezahlen mussten. Die Erinnerung an diese Seite des deutschen Widerstand war über ein halbes Jahrhundert verschüttet, denn das von der Roten Armee besetzte Viertel unterhalb des klassizistischen Belvederes auf dem Pfingstberg war hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt. Nach der Vertreibung der ursprünglichen Bewohner errichtete die sowjetische Besatzungsmacht hier ihr „Militärstädtchen Nr. 7“.

In den vornehmen Villen waren die Hauptverwaltungen der sowjetischen Geheimdienste sowie andere Kommandozentralen untergebracht. Von den etwa 15 000 in Potsdam stationierten sowjetischen Soldaten durften in diesem Areal, das von einer Mauer und Wachtürmen umgeben war, nur die höchsten Offiziere wohnen. Untergebracht war in der ehemaligen Villa des „Evangelisch-Kirchlichen Hülfsvereins“ die sowjetische Spionageabwehr. Dieses und weitere Gebäude dienten als Gefängnis und Verhörräume, hier mussten ab Frühjahr 1947 zum Tode verurteilte Menschen auf die Vollstreckung der im Minutentakt verkündeten Urteile warten. Wie im ehemaligen KGB-Gefängnis weiter zu erfahren ist, verfolgte die sowjetische Spionageabwehr weniger Kriegsverbrecher, sondern massenweise Bewohner der Sowjetischen Besatzungszone, die im Verdacht waren, in Nazi- und Kriegsverbbrechen verwickelt zu sein. Zeitzeugenberichte belegen Erschießungen auf dem Gelände am Rand von Potsdam. Allerdings fehlen bisher konkrete Untersuchungen sowohl über die Vorgänge in den Gefängnissen und an den Erschießungsständen als auch über das, was der KGB im „Militärstädtchen Nr. 7“ tat, das nach dem Abzug der Besatzer 1994 langsam aus dem Dornröschenschlaf erwacht und dessen Gebäude nach und nach aufwändig saniert und restauriert wurden. Basis der Verurteilungen durch die sowjetischen Militärjustiz bildeten oft durch Folter erpresste Geständnisse.

Erwähnt sei, dass es bis zu ihrer Auflösung im Frühjahr 1990 in Eiche-Golm bei Potsdam die „Juristische Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit“ (JHS) gab, eine der besonders geheimen Einrichtungen mit 30 Lehrstühlen und Instituten. Rund 10 000 Stasileute wurden hier in Fächern wie Kriminalistik und Politische Untergrundtätigkeit unterrichtet, während die juristische Ausbildung nur einen Umfang von ungefähr 20 Prozent hatten. Mehr als 4200 Angehörige schlossen das Studium mit dem akademischen Grad Diplomjurist ab (siehe oben Brief des Diplomjuristen L.), außerdem erwarben etwa 10 000 Stasi-Mitarbeiter den Abschluss als Fachschuljurist. Die Juristische Hochschule wurde in keinem offiziellen Hochschulführer der DDR erwähnt, die Abschlussarbeiten und weitere Materialien unterlagen strenger Geheimhaltung. Einige Exemplare werden im Stasi-Museum an der Ruschestraße in Berlin-Lichtenberg und im ehemaligen Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen gezeigt. Die Unterlagen konnten nirgendwo außerhalb des MfS eingesehen werden und wurden erst nach dem Zusammenbruch der DDR ausgewertet und veröffentlicht. Lehrfilme, in denen gezeigt wird, wie man „feindlich-negative Personen“ beobachtet und systematisch zersetzt, in ihren Wohnungen „Wanzen“ installiert oder wie man sich an Geheimnisträger im Westen heranmacht, sind ab und zu im Fernsehen und in Stasi-Gedenkstätten zu sehen. In dem Spielfilm „Das Leben der Anderen“ hält der Schauspieler Ulrich Mühe in der Rolle eines an sich und seinem Auftrag zweifelnder Stasi-Offiziers eine Vorlesung in einem der weitgehend original erhaltenen Hörsäle der JHS, deren Räumlichkeiten heute zur Universität Potsdam gehören.

22. Januar 2023

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