Verschiedene geistliche Themen

I. Über den Glauben

Dieser unterscheidet sich vom Wissen, kommt ihm aber zuweilen nahe. Deshalb wende ich mich zuerst dem Wissen zu.

Sicher ist dabei zweierlei: wir haben uns nicht selbst ins Leben gerufen und müssen früher oder später sterben. Nicht sicher, aber naheliegend ist anzunehmen, dass es Gott gibt: eine weit über dem Menschen stehende Macht, die alles, nicht nur uns selbst, geschaffen hat, vom kleinsten sogenannten Elementarteilchen bis zur größten Galaxie. Sie kontrolliert und steuert alle Lebens- und sonstigen Vorgänge; sie "weiß", was war und was kommen wird. Diese Vorstellung unterscheidet sich von ihrem Gegenteil: dass alles auf der "Materie" beruht, die schon immer da war (d. h. nicht geschaffen wurde) und ihre eigenen Gesetze hat. Beweisen lässt sich das ebenso wenig wie die Existenz Gottes. Eine grundsätzliche Schwäche der (im philosophischen Sinne) materialistischen Einstellung besteht darin, dass der Begriff "Materie" nicht einheitlich erklärt und verstanden wird, s. Wikipedia. Nach Meinung mancher atheistischer Physiker soll sie sich beim sogenannten Urknall "selbst erzeugt" haben (www.hjcaspar.de/hpxp/gldateien/dunkel2.htm", Fußn.4); statt von Materie sprechen die Betreffenden vom Universum, das sie enthält.

Dass es Gott gibt, glaube ich zusammen mit Millionen anderer Menschen.

Doch sofort wird es schwierig: von welcher Art ist Gott? Darüber bestehen in aller Welt verschiedene Vorstellungen. Wer hat recht? In unserem Kulturkreis herrscht die jüdisch-christliche Lehre vor, dass Gott eine Person ist.1) Seit altersher werden ihr außer Schöpferkraft und Ewigkeit menschliche Eigenschaften zugeschrieben: dass Gott mit uns "reden" kann (und wir mit Ihm, in Gebeten), dass er eifer- und rachsüchtig sein kann sowie grausam, andererseits aber auch gnädig (großzügig) und liebevoll, ja, dass er (die) Liebe ist. All' dies kollidiert mit Gott als überirdischem, transzendentem Wesen, das dem Menschen unerkennbar, unnahbar, unbegreiflich bleibt. Dazu schreibt die Bibel in Jes.55,8, dass Gott sagt: "Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege."

II. Über den Tod

Viel nachgedacht wird auch über den Tod. Nach christlicher Lehre gibt es ihn in zwei Formen: als den ersten, zeitlichen, irdischen Tod und den zweiten, ewigen Tod. Dies geht aus der metaphorisch zu verstehenden Erzählung vom Paradies hervor. Adam und Eva wurden von Gott gewarnt, dass sie am gleichen Tage sterben müssten, wenn sie ein bestimmtes Gebot von Ihm verletzten. Sie taten dies, lebten physisch weiter, waren aber, wie es heißt, "geistlich tot".

Den ersten Tod müssen wir alle erleiden und den zweiten diejenigen, die nicht an Gott glauben oder Ihn strikt ablehnen. Der zweite Tod wurde in der Vergangenheit in der christlichen Religion zeitweise anschaulich und schreckenerregend durch die Idee der Hölle mit siedendem Schwefelsee (JohOffb20,10) und anderen Qualen beschrieben, wovon man in neuerer Zeit Abstand genommen hat.

In der Jüdischen Religion scheint es nach dem irdischen Tod nichts Besonderes mehr zu geben. Man liest in der Bibel des öfteren, dass bestimmte Personen, alt und "lebenssatt", sich "zu ihren Vätern versammelten". Der Tod scheint aus einfachem Verlöschen zu bestehen. (Dass viele Menschen qualvoll in Kriegen, bei Hungersnöten, Naturkatastrophen und durch Krankheiten sterben, wird dabei nicht beachtet.)

Christen möchten dem zweiten Tod gerne entkommen. Sie wollen, wenn sie irdisch gestorben sind, weiterleben, und zwar in Gottes himmlischem Reich, wie es an vielen Stellen der Bibel angedeutet wird, s. dazu z. B. hier. Manche hoffen auf einen Ausgleich des für sie unerträglichen Zustands, dass der Gottesfürchtige, Arme auf Erden oftmals Not, Elend und Unterdrückung zu erleiden hat, während der Reiche, Gottes Gebot Verachtende seine Tage ungehindert in Saus und Braus verbringt.

III. Über Gottes Gnade

Dazu hoffen sie auf Gottes Gnade. Diesen Begriff kenne ich bisher nur aus dem Strafrecht. In manchen Ländern kann ein zum Tode oder zu lebenslänglicher Haft Verurteilter sich in einem Gnadengesuch an seinen König oder Staatspräsidenten mit der Bitte wenden, das strenge Urteil aufzuheben oder abzumildern. Dieser kann unter Umgehung des normalen Rechtsweges der Bitte entsprechen oder auch nicht – er ist darin völlig frei.

So ist es auch mit Gott. Jedenfalls im Prinzip, denn es gibt Unterschiede zum menschlichen Vorgehen, und einiges kommt hinzu.

Zum einen sind wir normalerweise keine verurteilten Schwerverbrecher. Statt etwas nach menschlichem Maßstab sehr Schlimmes, Kriminelles begangen zu haben, verstoßen wir unser Leben lang oft (und so, dass es uns kaum bewusst wird) gegen einzelne von Gottes Geboten, auch gegen Jesu Doppeltes Liebesgebot; das häuft sich im Laufe der Zeit. Zum andern richten wir an Gott nicht nur ein einziges, einmaliges Gnadengesuch, sondern tun dies immer wieder, wenn wir im Vater Unser zu Ihm beten: "… und vergib uns unsere Schuld…" – Keine Parallele zum Irdischen hat dies: nach christlicher Lehre genügt es zu glauben, dass Jesus durch Seinen unschuldigen Kreuzestod unsere Sünden auf Sich genommen und für sie an Gott "bezahlt" hat, als Lösegeld, wie man sagt. Dann sind sie vergeben!

Denkbar ist zusätzlich, dass Gott auch denen vergibt, die nicht an Ihn glauben. Hier kommt das ursprüngliche Prinzip: Gnade für (oder vor) Recht wieder zum Vorschein. Darauf hoffe ich selbst, wenn ich daran denke, lieben Verwandten und Freunden evtl. erneut zu begegnen, die vom christlichen Glauben nichts wussten bzw. hielten und vor mir starben.

IV. Über Willensfreiheit

Ob der Mensch einen freien Willen hat – darüber wird von Philosophen, Theologen seit Jahrhunderten nachgedacht und debattiert. In unserer heutigen Zeit sind es auch Physiker, insbesondere Quantentheoretiker, die mit ausgeklügelten Instrumenten und Methoden zur Gehirnuntersuchung auch experimentell über den freien Willen forschen. Darauf näher eingehen kann ich aus Platzgründen nicht; deshalb kurz im folgenden nur dies:

In christlichen Kreisen, Predigten und Publikationen hört und liest man gelegentlich, Gott habe dem Menschen einen freien Willen gegeben; sonst wären wir nichts anderes als willenlose Automaten und Roboter. Ich frage mich allerdings, ob das stimmt.

Adam und Eva folgten, weil es ihnen gefiel, der sprechenden Schlange und wurden dafür von Gott bestraft. Das bedeutet: sie hatten keinen freien Willen, durften nicht machen, was sie wollten. – Und wie war es mit dem Jesus-Verräter Judas? Handelte er nach freiem Willen? Mein Pastor antwortete mir auf diese Frage mit Nein. Er meinte, Judas musste so handeln, weil Gott es so wollte und "damit die Schrift erfüllt werde".2) Demnach verhielt sich auch Judas nicht frei, sondern fremdbestimmt. – So war es auch bei Abraham, als er beinahe sein eigenes Kind umbrachte und dabei glaubte, auf Gottes Befehl zu handeln.

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1) "Christi sieben letzte Worte am Kreuz", aus Partenia, "Die aufgeschlagene Bibel". Am Ende der Seite ein in der christlichen Kunst seltenes, ergreifendes Abbild Gottes, der sich Seinem sterbenden Sohn väterlich anschmiegt.
2) Mehrere Bibelstellen hierzu, z. B. Joh13,18 und 21; Sach11,12-13; Psalm55,13-15, zum Teil in anderem Zusammenhang stehend, werden als Prophezeiungen des Judas-Verrats an Jesus angesehen.

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