Training

Vor ein paar Wochen war ich mit meiner Frau auf einer von den Johannitern veranstalteten Sonderfahrt "Biblische Orte und Spuren" in der Türkei. Unser Reiseführer war ein in Deutschland geborener Türke, der auch bei uns, bis er dreizehn war, zur Schule ging und dann mit seinen Eltern in die Türkei zurückkehrte. Nach dem Abitur studierte er dort Germanistik, spricht fließend deutsch und kennt, so sagte er, sowohl den Koran wie auch gut die Bibel.

Er ist Muslim, und zwar ein Alevit. Was das ist, wusste ich nicht, und er erklärte es uns. Darüber gibt es auch eine, wie ich finde, bewegende Wikipedia-Seite.

Mit ihm waren wir gerade in den letzten Tagen des Ramadan zusammen, und auch darüber sagte er einiges. Man faste nicht, um Gott einen Gefallen zu tun oder ihn besonders zu ehren. Gott sei es vollkommen gleichgültig, ob die Menschen zeitweise auf Nahrung verzichten oder nicht. Das Fasten im Ramadan diene vielmehr der "inneren Reinigung": dass man sich darauf besonders konzentriert, was man tun darf/soll und was nicht. Zum Beispiel solle man in der Zeit keine schlechten Wörter sprechen und keine bösen Gedanken haben.

Als wir anhielten und draußen vor dem Bus standen, sprach ich ihn darauf noch einmal an und sagte, dass man doch eigentlich das ganze Jahr um darum bemüht sein soll, nichts Böses und Schlechtes zu reden und zu tun. Da lächelte er und meinte: "Das stimmt, aber der Ramadan ist sozusagen der Trainingsmonat für die übrigen elf."

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