Gedanken über den Sonntag Kantate

Eine Reihe von Sonntagen vor und nach Ostern hat besondere Namen; "Kantate", von lateinisch für "Singet" (Anfangswort von Psalm98) ist einer von ihnen.

Gesungen wurde im alten Israel/Juda viel, auch in den Gottesdiensten, vgl. hier. Themen waren oftmals Lob und Dank zu Ehren Gottes.

Dies setzte sich über die Jahrtausende fort, auch in den christlichen Kirchen. Speziell in der evangelischen (wie es bei den Katholiken damit aussieht, weiß ich nicht) gibt es ausgedehnte Lobpreispassagen, so auch am vergangenen Sonntag. Obwohl dieser der vierte nach Ostern ist, bezog sich der Gottesdienst diesmal zu meiner Verwunderung sehr auf den Einzug Jesu in Jerusalem am Sonntag vor Ostern, dem Palmsonntag. In den Lobpreisliedern dominierte der Begriff "König", und in der Predigt kam er über ein Dutzend Mal vor, meist im Hinblick auf Jesus.

Dabei bezeichnete sich der Heiland selbst nicht als König. Dies taten nach dem Predigttext Lukas19,37-38 mit ihren Lobpreisungen die Jünger.

Jesus wollte nicht, dass man ihn bediene, sondern selbst Diener sein, vgl. Markus10,45. Stets war er bescheiden und demütig und König nur in einem besonderen Sinne. Siehe dazu das, was er vor Pontius Pilatus über sich sagte, Joh18,36-38.

Dass irdische Könige bescheiden waren und sind, kann man nicht allgemein behaupten. Viele beherrschten stolz und unnachsichtig ihre Völker, pressten sie zwecks übetriebenem eigenen Luxus finanziell aus und trieben sie in Kriege gegen andere Völker, deren Länder sie verwüsteten und Einwohner töteten oder versklavten. Das wird bereits in der Bibel beschrieben und gab es bis in die neueste Zeit, nicht nur unter Königen, sondern auch bei ihren Nachfolgern als Kaiser, Parteiführer, Diktatoren verschiedener Art.

Bei uns genießt das Königtum seit über hundert Jahren kein Ansehen mehr; wohl niemand, außer vielleicht ein paar monarchistisch gesinnten Adligen, wünscht es sich als Regierungsform zurück. Deshalb störte es mich, dass im Gottesdienst das Wort "König" so oft vorkam. Es bezeichnet eine hochgestellte Person, die höchste in ihrem Land, umgeben von einem Hofstaat, abgeschottet vom einfachen Volk, politisch denkend und handelnd, weltlich orientiert.  Jesus dagegen ist ganz anders!

Außer den modernen Lobpreisliedern gibt es noch viele alte, die aber nur noch selten gesungen werden. Zu ihnen gehört "Du meine Seele singe" mit dem Text von Paul Gerhardt (1653), in Anlehnung an Psalm 146, wie im Evangelischen Gesangbuch der Nordelbischen Kirche erwähnt. Dessen Vers 7 erscheint mir als ein in Wirklichkeit vielfach nicht erfüllter Wunschtraum.

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