Christliche und jüdische Gotteshäuser1

Im Urlaub begegnen einem verschiedene Arten von Kirchen: riesige romanische oder gotische Kathedralen, auch Dom oder Münster genannt, mit bewundernswert von Steinmetzen gestalteten Fassaden und großen Rosettenfenstern über Barock-Basiliken bis hin zu bescheidenen, aus Feldsteinen erbauten Dorfkirchen.

Auch in ihrem Innern unterscheiden sie sich: manche Kirchen sind fast leer; andere wurden mit an die Decke gemalten Kinderengeln2, mit Heiligenfiguren und Marienstatuen überreich dekoriert. Bisweilen sind in die Wände Grabmale für Ritter in voller Rüstung eingelassen.3 Und in einigen Kirchen gab es sogar Militärisches4 wie einst in der Potsdamer Garnisonkirche, die, im Zweiten Weltkrieg zerstört, ohne dieselben wieder aufgebaut werden soll. – Ganz ohne Bildbeiwerk - und ohne Kreuz!5 - ist das Innere der Kirche der französisch-reformierten Gemeinde in Potsdam:



Auf einer Fahrt durch Sachsen-Anhalt in die Sächsische Schweiz und bis an die Moldau entstanden die folgenden Bilder.


aufgenommen in St. Petri, Wörlitz     Inschrift an der Empore:
"Gott schenke Glauben, Frieden, Ruhe, Eintracht allen guten Menschen!"

Das nächste Bild zeigt einen Teil des Altars der St.Johanniskirche in Bad Schandau mit schöner Sandsteinskulptur zum letzten Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern:



Die lateinischen Texte, ins Deutsche übersetzt, bilden die Grundlage für die Einsetzungsworte in den evangelischen Gottesdiensten. Unter anderem fehlt in ihnen der Hinweis auf den Neuen Bund in Christi Blut. Das auf dem Tisch liegende Lamm deutet den bevorstehenden Opfertod des Heilands an.

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In Prag gibt es außer zahlreichen Kirchen mehrere jüdische Gotteshäuser, von denen die Jerusalem-Synagoge, von außen gesehen, die prächtigste ist:



Die beiden Fassadeninschriften in vergoldeten hebräischen Lettern bedeuten:
"Dies ist das Tor des Herrn; die Gerechten werden dahin eingehen." (Psalm 118,20) und
"Haben wir nicht alle einen Vater? Hat uns nicht ein Gott geschaffen?" (Maleachi 2,10)

Etwas weiter abseits und äußerlich schlicht ist die Altneu-Synagoge. Dieser seltsame Name soll daher kommen, dass die hebräischen Wörter "al tenai" im Deutschen ähnlich wie "altneu" klingen. Sie bedeuten "unter der Bedingung, dass" und sind mit einer Legende verbunden. Nach ihr sollen Engel beim Bau der Synagoge Steine vom Tempel in Jerusalem mitgebracht haben unter der Bedingung, dass sie zurückgegeben werden, wenn der Messias kommt und der Tempel neu aufgerichtet wird.

Neben der Altneu-Synagoge steht das jüdische Rathaus mit zwei unterschiedlichen Uhren:



Beide zeigen dieselbe Zeit an, was man nicht sofort erkennt. Das liegt zum einen daran, dass die hebräische Schrift keine eigenen Zahlzeichen hat und statt dessen die Anfangsbuchstaben ihres Alphabets verwendet: א (Aleph), ב (Beth), ג (Gimel), .... Zum anderen drehen sich die Zeiger der unteren Uhr linksherum, entsprechend der Leserichtung des Hebräischen, die der unseren entgegengesetzt ist.6

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Der christliche Glaube und der jüdische haben gemeinsame Wurzeln. Daran werden wir erinnert, wenn wir zur Adventszeit "Tochter Zion, freue dich" singen und, oft im Wechsel mit dem Pastor, Psalmen beten, die schon König David sang.


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1 Ich weiß, dass Gott keiner besonderen Häuser bedarf, um darin zu wohnen. Er ist überall, insbesondere in den Herzen der Menschen, die an ihn glauben. Dennoch spricht man oft von "Gotteshäusern", und so verwende ich diesen Ausdruck der Einfachheit halber auch hier.
2 Beispiel, nicht von mir: www.holidaycheck.at~Urlaubsbilder/images/41/1177668893.jpg (anonym, keine Details)
3 Ritter-Epitaphe
4 erbeutete und eigene Fahnen (auch Waffen, s. z. B. hier, letzter Absatz von "Grabplatten und Gedenktafeln")
5 mehr dazu hier
6 Eine solche Uhr sah ich auch über einem Hoteleingang in einer Nachbarstraße:




Ein böses Detail an christlichen Kirchen

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