Reflexion

Gerne geh' ich durch den Garten,1
geheimnisvoll, fast labyrinth;
Blumen, Blütensträucher warten,
Bäume mir wie Freunde sind.

Dass bei abgeschwächten Sinnen
ich noch viel bemerken kann,
stimmt mich dankbar, nur: von hinnen2
muss ich trotzdem; fragt sich, wann?3

Schöner Garten, du lebst weiter;
mir dagegen winkt das Grab.
An erdachter Himmelsleiter4
blick' ich aufwärts, nicht hinab.

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1 Gemeint ist ein schon vor Jahrhunderten angelegter, ziemlich verwilderter botanischer Garten in einer italienischen Universitätsstadt.
2 Das altmodisch gewordene "von hinnen" verwendete der tragisch verstorbene Jochen Klepper, der hier erwähnt wird.
3 'Jeder Tag kann mein letzter sein' – dieser Gedanke gilt aus unterschiedlichen Gründen für alle Menschen und verstärkt für ältere wie mich (87).
4 Biblisches Traumbild 1. Mose 28,12-15    mehr (Jakob, der - zusammen mit seiner Mutter - an seinem Vater und seinem Bruder schwer gesündigt hat, träumt in der öden Fremde von der Gnade und Barmherzigkeit Gottes.) Wenn man selbst im Geiste die Leiter schon ein kleines Stück hochgestiegen ist, liegen evtl. Dunkles, Schwieriges, Belastendes, vielleicht auch Sündhaftes wie bei Jakob hinter einem, und das Emporblicken an ihr eröffnet eine neue helle, entgegengesetzte Perspektive.

Das beim Berühren des grünen Punktes mit dem Mauszeiger erscheinende Bild stammt aus dieser Seite.

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